Der Untergang von Nephest

Ihr wollt also eine Geschichte vom alten Kiwkip hören? Ihr wollt an meiner Weisheit und meiner Lebenserfahrung teilhaben? Nun, wenn ihr so freundlich wärt, eine Münze in diese Büchse zu ... Danke!

Ihr kennt sicherlich die Ruinen, die man bei klarer Luft in dem Tal sehen kann... Ja, sie sind gefährlich... und ja, die Geschichten über die seltsamen Wesen und verschwundenen Leute sind wahr, jedenfalls die, die ich erzählt habe. Aber wisst ihr, wieso jene Stadt unterging, die zuvor dort stand? Dann schweigt still und hört mir zu.

Die Stadt Nephest war einst groß und wohlhabend. Eine Reihe gütiger, kluger und gerechter Könige regierte sie. Das änderte sich mit König Nesip. Er...Was, ihr denkt, Nesip wäre kein richtiger Name? Damals waren die Leute seltsam, solche Namen waren an der Tagesordnung. Jetzt unterbrecht mich nicht andauernd.

Also Nesip war ein Tyrann. Die Menschen ächzten unter dem Joch seiner Herrschaft. Doch nicht alle Hoffnung war erloschen, denn es gab eine Prophezeiung. Ihr meint, so etwas wäre abergläbischer Quatsch, Weissagungen gäbe es nicht? Dann hört gut zu!

Die Prophezeiung besagte, dass ein Junge mit besonderen Kräften die Macht Nesips beenden würde. Viele brachen auf, um diesen Jungen zu finden und scheiterten. Doch schließlich - nach Jahren der Not - wurden sie fündig.

Er erfüllte alle Bedingungen der Weissagung. Die Menschen fragten ihn nach seiner besonderen Begabung, doch er weigerte sich, sie ihnen zu demonstrieren. Fast schien es so, als hätte er Angst davor. Auch nach Nephest wollte er nicht reisen, viel Überredungskunst war nötig, um ihn schließlich doch davon zu überzeugen.

Und so erfüllte sich die Weissagung; als der Junge nach Nephest kam, beendete er die Tyrannei Nesips.

Ihr seid mit der Geschichte unzufrieden? Nun, ich bin unzufrieden, dass meine Büchse leer ist. Glaubtet ihr tatsächlich, ich würde den Diebstahl nicht sehen, nur weil ich blind bin?

Hmmpf, eine Entschuldigung soll mich gnädig stimmen? Oh, ihr habt nicht nur die Beute zurückgegeben, sondern noch eine Münze hinzugegeben. Ich nehme eure Entschuldigung an. Dabei fällt mir ein: Es gab da ja noch einige interessante Details, wie sich die Weissagung in der Geschichte erfüllt.

Nun, Nesip kannte natürlich die Prophezeiung, und seine Spione hatten ihm von dem Jungen berichtet. So wies er seine Soldaten an, den Jungen zu verhaften, um ihn zu töten. Am Stadttor wurde die Gruppe daher angehalten und zum König gebracht, der für alle das Todesurteil aussprach.

Die Begleiter des Jungen flehten ihn an, seine Begabung einzusetzen, und da die Situation aussichtslos war tat er es: Ein Feuersturm wurde entfesselt und greuliche Monster entsprangen ihm. Sie töteten Nesip. Sie ergriffen auch den Jungen und töteten ihn. Ebenso erging es den Soldaten und den Begleitern des Jungen. Die Kreaturen ruhten nicht eher, bis jeder Einwohner Nephests dahingeschlachtet war. So wurde Nephest vernichtet, und noch heute sind jene Ruinen gefährlich.